Mehrgenerationen-Wohnen: Gemeinsam gegen Einsamkeit

Drei Generationen in einem Haushalt – für Familien war dies früher üblich. Doch die Wohnformen der Deutschen werden laut Statistischem Bundesamt zunehmend individueller. Damit entstehen allerdings auch neue Probleme, wie zum Beispiel Einsamkeit im Alter. Ein Mehrgenerationen-Wohnhaus in Köln-Ostheim will Abhilfe schaffen. 

Eltern, Kinder und Großeltern unter einem Dach – sogenannte Mehrgenerationen-Haushalte stellten früher einmal eine gängige Lebensweise dar. Doch mittlerweile sind Haushalte, in denen drei oder mehr Generationen gemeinsam wohnen, in Deutschland so gut wie ausgestorben. Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der Haushalte mit drei oder mehr Generationen zwischen 1995 und 2019 von 348.000 auf 211.000 zurückgegangen. Im Jahr 2019 machte diese Wohnform deutschlandweit nur noch 0,5 Prozent der Haushalte aus.[1] 

Folgen des demografischen Wandels

Die zunehmende Individualisierung der Wohnformen könnte in Zukunft für Probleme sorgen, denn die Zusammensetzung der deutschen Gesamtbevölkerung verändert sich stetig. Der sogenannte demografische Wandel macht sich insbesondere durch die Veränderung der Altersstruktur der gesamtdeutschen Bevölkerung bemerkbar.

Maßgeblich hierfür ist zum einen die aktuell niedrige Geburtenrate. Die durchschnittliche Anzahl der Kinder, welche eine Frau im Laufe ihres Lebens bekommt, lag laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2021 in Deutschland bei 1,58.[2] Zum Erhalt einer gleichbleibenden Bevölkerungsanzahl wäre laut der Bundeszentrale für politische Bildung jedoch ein Durchschnitt von 2,1 nötig.[3]

Konkret bedeutet dies, dass die deutsche Gesamtbevölkerung auf lange Sicht abnehmen wird, wenn weiterhin zu wenige Kinder geboren werden. Dieser Trend ist in einigen vorwiegend ländlichen Regionen Deutschlands bereits zu beobachten, wo es weniger junge Menschen gibt, die sich in den Ruhestand begebende Arbeitnehmer*innen ersetzen können. Niedrige Geburtenraten können auch wirtschaftliche Folgen haben, da eine schrumpfende Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Schwierigkeiten haben kann, eine alternde Bevölkerung durch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zu unterstützen.

Zum anderen wächst die Gruppe der über-67-Jährigen stetig, da die Menschen aufgrund besserer Lebensumstände und medizinischer Versorgung immer älter werden. Das Statistische Bundesamt erwartet, dass der Anteil der über 67-Jährigen in Deutschland von 16,4 Prozent im Jahr 2021 auf fast 21 Prozent im Jahr 2060 ansteigen wird.[4]

Diese alternde Bevölkerung wird die Sozial- und Gesundheitssysteme des Landes unter Druck setzen, da die Zahl der Rentner*innen steigt und die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter sinkt. Gepaart mit der Individualisierung der Wohnformen könnte dies zukünftig die Versorgung alter Menschen gefährden.

Probleme des Alleine-Lebens

Die Einsamkeit unter älteren Menschen ist in Deutschland ein allgegenwärtiges Thema. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Malteser fühlen sich rund ein Viertel der befragten über 75-Jährigen häufig oder zumindest hin und wieder einsam.[5] Hierzu tragen mehrere Faktoren entscheidend bei. Der Hauptgrund ist der Verlust sozialer Bindungen im Alter – wenn Freund*innen und Familienmitglieder versterben oder wegziehen, fühlen sich ältere Menschen zunehmend isoliert. Insbesondere der Verlust des Lebenspartners oder der Lebenspartnerin stellt ein Risiko zur Vereinsamung dar. Außerdem können gesundheitliche Einschränkungen, beispielsweise in der Mobilität, soziale Aktivitäten erschweren und somit eine Isolation begünstigen. 

Laut Johannes Pantel, Professor für Medizin mit dem Schwerpunkt Altersforschung an der Universität Frankfurt, kann Einsamkeit schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Gesundheit älterer Menschen haben. So kann sie beispielsweise das Entstehen chronischer Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes begünstigen und deren Verlauf negativ beeinflussen. Zudem kann ein Mangel an positiven sozialen Interaktionen auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit älterer Menschen haben. „Ein Mangel an wertschätzenden, positiv anregenden zwischenmenschlichen Erfahrungen befördert gerade auch bei alten, körperlich beeinträchtigten Menschen Apathie und depressive Entwicklungen“, so Pantel.[6]

Doch auch berufstätige Eltern, insbesondere Alleinerziehende, stehen heutzutage vor mehr Herausforderungen, wenn keine Verwandten im eigenen Haushalt leben. Für Eltern wird es zunehmend schwerer, einen Kitaplatz für ihr Kind zu finden. Bei einer Umfrage des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes aus 2021 gaben 28,3 Prozent der befragten Kindertageseinrichtungen an, mehr als 40 Kinder auf der Warteliste zu haben.[7]

Ein Lösungsweg: neue Wohnformen fördern

Die zunehmende Individualisierung der Bevölkerung, gepaart mit den Auswirkungen des demografischen Wandels, kann jeden Einzelnen vor Herausforderungen stellen. 

Der Wohnungsbau wird auf diese Entwicklung mit neuen Wohnmodellen reagieren müssen, denn besonders die Nachfrage nach geeigneten Angeboten für das Wohnen im Alter wird in Zukunft zunehmen. 

Die Stadt Köln setzt dies bereits um. Im Jahr 2005 wurde auf der Grundlage eines Ratsbeschlusses ein städtisches Fördermodell zur Förderung einiger Pilotprojekte für Mehrgenerationen-Wohnformen aufgelegt. Im Auftrag des Investors GAG Immobilien AG sind mittlerweile insgesamt sieben Mehrgenerationen-Wohnprojekte in Köln entstanden.

Mehrgenerationen-Wohnhaus Köln-Ostheim: Jung und Alt in Balance

Eines davon ist das seit 2017 existierende Mehrgenerationen-Wohnhaus im Waldbadviertel in Köln-Ostheim. Der Träger des Projekts ist der gemeinnützige Verein Lebensräume in Balance e.V.. Das Mehrgenerationen-Wohnhaus besteht aus insgesamt 34 teilweise sozial geförderten Wohneinheiten von Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen. Zudem stehen den Mieter*innen mehrerer Gemeinschaftsräume, ein großer Garten und eine Dachterrasse zur Verfügung. 

Das Mehrgenerationen-Wohnhaus in Köln-OstheimMehrgenerationen-Wohnhaus Köln-Ostheim

Die Zusammensetzung der Bewohner*innen des Mehrgenerationen-Wohnhauses soll möglichst vielschichtig sein. Über die Aufnahme neuer Mieter*innen entscheidet nach einer aktiven Phase des Kennenlernens und einem Antrag auf Mitgliedschaft im Verein vor allem die Hausgemeinschaft. 

Getreu den gemeinnützigen Zielen des Vereins – der Altenhilfe, Bildung und Erziehung – strebt Lebensräume in Balance e.V. eine sozial vielfältige Mehrgenerationen-Gemeinschaft an, in welcher Jung, Alt, Alleinerziehende, Familien, Alleinstehende und Paare aus verschiedenen Nationen miteinander leben, voneinander lernen und einander unterstützen können. Dies wird unter anderem mithilfe von eigens geplanten und durchgeführten Bildungsprojekten, wie beispielsweise Kampagnen, Seminaren, Diskussionen und Tagungen umgesetzt.

DIE VORTEILE VON MEHRGENERATIONEN-WOHNFORMEN

Die Vorteile einer solchen Gemeinschaft liegen auf der Hand: Zum einen gibt es materielle Vorteile, wie zum Beispiel die Möglichkeit, sich ein Auto mit mehreren Bewohner*innen zu teilen oder bei der gemeinsamen Anschaffung von Haushaltsgeräten oder Kinderspielzeugen Geld zu sparen. Zudem gibt es einen Gemeinschaftsgarten, in dem im Sommer Obst und Gemüse angebaut werden kann. Doch im Vordergrund stehen vor allem die sozialen und emotionale Vorteile einer solchen Gemeinschaft. Soziale Kontakte sind spontaner möglich, auch für Menschen, die nicht mehr besonders mobil sind. Die Bewohner*innen können sich in allen Lebensphasen im sozialen Umgang üben und sich weiterentwickeln.

Zudem gibt die Gemeinschaft Geborgenheit und Nachbar*innen können bei der Kinderbetreuung oder im Krankheitsfall unterstützen und entlasten. Judith, Mutter und Bewohnerin des Mehrgenerationen-Wohnhauses in Köln-Ostheim, berichtet: „Es gibt hier immer ältere Leute, die dafür Zeit haben, junge Familien zu unterstützen.“ 

Zusätzlich können die Fähigkeiten und kulturellen Interessen jedes Einzelnen alle Bewohner*innen bereichern. Dies kann zum Beispiel Ausgaben für externe Beratungen bei juristischen und wirtschaftlichen Problemen oder für handwerkliche Leistungen ersparen. Bewohner Andreas erzählt: „Mittlerweile weiß man, wer sich womit auskennt und das hilft im Alltag weiter. Man kann sich an andere Nachbarn wenden, wenn man bestimmte Fragen hat.“

Um den sozialen Austausch zu fördern, legt der Verein Lebensräume in Balance e.V. viel Wert auf gemeinsame Aktivitäten. Dazu gehören unter anderem ein monatlicher Brunch, Spielenachmittage für Senioren, Filmabende, Bücherplausch, Yoga-Kurse oder Feiern im Gemeinschaftsraum. Wilhelm, ein Vorstandsmitglied des Vereins, sagt dazu: „Es gibt einige kulturelle Aktivitäten, die eher von den Älteren genutzt werden und die Jüngeren treffen sich hier in den Gemeinschaftsräumen mit ihren Familien.“ Zudem gibt es verschiedene Arbeitsgruppen, in denen die Vereinsmitglieder Ideen von und für die Gemeinschaft umsetzen. All dies trägt dazu bei, das Gemeinschaftsgefühl im Mehrgenerationen-Wohnhaus aufrechtzuerhalten und die Vorteile dieser Wohnform voll auszunutzen.

Lea Creutzfeldt

Ideen, die die Welt verändern sollen – damit haben sich 14 Studierende des Studienjahrgangs OR21 im Rahmen des Webprojekts 22/23 beschäftigt. Leider bekommen viele soziale Innovationen nicht genug Aufmerksamkeit. Das wollen wir durch unsere Beiträge ändern.

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In unserem Magazin „Einblicke“ veröffentlichen wir Studierende regelmäßig die Ergebnisse unserer Arbeit. 

Mehrgenerationen-Wohnen: Gemeinsam gegen Einsamkeit

Ideen, die die Welt verändern sollen – damit haben sich 14 Studierende des Studienjahrgangs OR21 im Rahmen des Webprojekts 22/23 beschäftigt. Leider bekommen viele soziale Innovationen nicht genug Aufmerksamkeit. Das wollen wir durch unsere Beiträge ändern.

Drei Generationen in einem Haushalt – für Familien war dies früher üblich. Doch die Wohnformen der Deutschen werden laut Statistischem Bundesamt zunehmend individueller. Damit entstehen allerdings auch neue Probleme, wie zum Beispiel Einsamkeit im Alter. Ein Mehrgenerationen-Wohnhaus in Köln-Ostheim will Abhilfe schaffen. 

Eltern, Kinder und Großeltern unter einem Dach – sogenannte Mehrgenerationen-Haushalte stellten früher einmal eine gängige Lebensweise dar. Doch mittlerweile sind Haushalte, in denen drei oder mehr Generationen gemeinsam wohnen, in Deutschland so gut wie ausgestorben. Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der Haushalte mit drei oder mehr Generationen zwischen 1995 und 2019 von 348.000 auf 211.000 zurückgegangen. Im Jahr 2019 machte diese Wohnform deutschlandweit nur noch 0,5 Prozent der Haushalte aus.[1] 

Folgen des demografischen Wandels

Die zunehmende Individualisierung der Wohnformen könnte in Zukunft für Probleme sorgen, denn die Zusammensetzung der deutschen Gesamtbevölkerung verändert sich stetig. Der sogenannte demografische Wandel macht sich insbesondere durch die Veränderung der Altersstruktur der gesamtdeutschen Bevölkerung bemerkbar.

Maßgeblich hierfür ist zum einen die aktuell niedrige Geburtenrate. Die durchschnittliche Anzahl der Kinder, welche eine Frau im Laufe ihres Lebens bekommt, lag laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2021 in Deutschland bei 1,58.[2] Zum Erhalt einer gleichbleibenden Bevölkerungsanzahl wäre laut der Bundeszentrale für politische Bildung jedoch ein Durchschnitt von 2,1 nötig.[3]

Konkret bedeutet dies, dass die deutsche Gesamtbevölkerung auf lange Sicht abnehmen wird, wenn weiterhin zu wenige Kinder geboren werden. Dieser Trend ist in einigen vorwiegend ländlichen Regionen Deutschlands bereits zu beobachten, wo es weniger junge Menschen gibt, die sich in den Ruhestand begebende Arbeitnehmer*innen ersetzen können. Niedrige Geburtenraten können auch wirtschaftliche Folgen haben, da eine schrumpfende Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Schwierigkeiten haben kann, eine alternde Bevölkerung durch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zu unterstützen.

Zum anderen wächst die Gruppe der über-67-Jährigen stetig, da die Menschen aufgrund besserer Lebensumstände und medizinischer Versorgung immer älter werden. Das Statistische Bundesamt erwartet, dass der Anteil der über 67-Jährigen in Deutschland von 16,4 Prozent im Jahr 2021 auf fast 21 Prozent im Jahr 2060 ansteigen wird.[4]

Diese alternde Bevölkerung wird die Sozial- und Gesundheitssysteme des Landes unter Druck setzen, da die Zahl der Rentner*innen steigt und die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter sinkt. Gepaart mit der Individualisierung der Wohnformen könnte dies zukünftig die Versorgung alter Menschen gefährden.

Probleme des Alleine-Lebens

Die Einsamkeit unter älteren Menschen ist in Deutschland ein allgegenwärtiges Thema. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Malteser fühlen sich rund ein Viertel der befragten über 75-Jährigen häufig oder zumindest hin und wieder einsam.[5] Hierzu tragen mehrere Faktoren entscheidend bei. Der Hauptgrund ist der Verlust sozialer Bindungen im Alter – wenn Freund*innen und Familienmitglieder versterben oder wegziehen, fühlen sich ältere Menschen zunehmend isoliert. Insbesondere der Verlust des Lebenspartners oder der Lebenspartnerin stellt ein Risiko zur Vereinsamung dar. Außerdem können gesundheitliche Einschränkungen, beispielsweise in der Mobilität, soziale Aktivitäten erschweren und somit eine Isolation begünstigen. 

Laut Johannes Pantel, Professor für Medizin mit dem Schwerpunkt Altersforschung an der Universität Frankfurt, kann Einsamkeit schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Gesundheit älterer Menschen haben. So kann sie beispielsweise das Entstehen chronischer Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes begünstigen und deren Verlauf negativ beeinflussen. Zudem kann ein Mangel an positiven sozialen Interaktionen auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit älterer Menschen haben. „Ein Mangel an wertschätzenden, positiv anregenden zwischenmenschlichen Erfahrungen befördert gerade auch bei alten, körperlich beeinträchtigten Menschen Apathie und depressive Entwicklungen“, so Pantel.[6]

Doch auch berufstätige Eltern, insbesondere Alleinerziehende, stehen heutzutage vor mehr Herausforderungen, wenn keine Verwandten im eigenen Haushalt leben. Für Eltern wird es zunehmend schwerer, einen Kitaplatz für ihr Kind zu finden. Bei einer Umfrage des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes aus 2021 gaben 28,3 Prozent der befragten Kindertageseinrichtungen an, mehr als 40 Kinder auf der Warteliste zu haben.[7]

Ein Lösungsweg: neue Wohnformen fördern

Die zunehmende Individualisierung der Bevölkerung, gepaart mit den Auswirkungen des demografischen Wandels, kann jeden Einzelnen vor Herausforderungen stellen. 

Der Wohnungsbau wird auf diese Entwicklung mit neuen Wohnmodellen reagieren müssen, denn besonders die Nachfrage nach geeigneten Angeboten für das Wohnen im Alter wird in Zukunft zunehmen. 

Die Stadt Köln setzt dies bereits um. Im Jahr 2005 wurde auf der Grundlage eines Ratsbeschlusses ein städtisches Fördermodell zur Förderung einiger Pilotprojekte für Mehrgenerationen-Wohnformen aufgelegt. Im Auftrag des Investors GAG Immobilien AG sind mittlerweile insgesamt sieben Mehrgenerationen-Wohnprojekte in Köln entstanden.

Mehrgenerationen-Wohnhaus Köln-Ostheim: Jung und Alt in Balance

Eines davon ist das seit 2017 existierende Mehrgenerationen-Wohnhaus im Waldbadviertel in Köln-Ostheim. Der Träger des Projekts ist der gemeinnützige Verein Lebensräume in Balance e.V.. Das Mehrgenerationen-Wohnhaus besteht aus insgesamt 34 teilweise sozial geförderten Wohneinheiten von Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen. Zudem stehen den Mieter*innen mehrerer Gemeinschaftsräume, ein großer Garten und eine Dachterrasse zur Verfügung. 

Das Mehrgenerationen-Wohnhaus in Köln-OstheimMehrgenerationen-Wohnhaus Köln-Ostheim

Die Zusammensetzung der Bewohner*innen des Mehrgenerationen-Wohnhauses soll möglichst vielschichtig sein. Über die Aufnahme neuer Mieter*innen entscheidet nach einer aktiven Phase des Kennenlernens und einem Antrag auf Mitgliedschaft im Verein vor allem die Hausgemeinschaft. 

Getreu den gemeinnützigen Zielen des Vereins – der Altenhilfe, Bildung und Erziehung – strebt Lebensräume in Balance e.V. eine sozial vielfältige Mehrgenerationen-Gemeinschaft an, in welcher Jung, Alt, Alleinerziehende, Familien, Alleinstehende und Paare aus verschiedenen Nationen miteinander leben, voneinander lernen und einander unterstützen können. Dies wird unter anderem mithilfe von eigens geplanten und durchgeführten Bildungsprojekten, wie beispielsweise Kampagnen, Seminaren, Diskussionen und Tagungen umgesetzt.

DIE VORTEILE VON MEHRGENERATIONEN-WOHNFORMEN

Die Vorteile einer solchen Gemeinschaft liegen auf der Hand: Zum einen gibt es materielle Vorteile, wie zum Beispiel die Möglichkeit, sich ein Auto mit mehreren Bewohner*innen zu teilen oder bei der gemeinsamen Anschaffung von Haushaltsgeräten oder Kinderspielzeugen Geld zu sparen. Zudem gibt es einen Gemeinschaftsgarten, in dem im Sommer Obst und Gemüse angebaut werden kann. Doch im Vordergrund stehen vor allem die sozialen und emotionale Vorteile einer solchen Gemeinschaft. Soziale Kontakte sind spontaner möglich, auch für Menschen, die nicht mehr besonders mobil sind. Die Bewohner*innen können sich in allen Lebensphasen im sozialen Umgang üben und sich weiterentwickeln.

Zudem gibt die Gemeinschaft Geborgenheit und Nachbar*innen können bei der Kinderbetreuung oder im Krankheitsfall unterstützen und entlasten. Judith, Mutter und Bewohnerin des Mehrgenerationen-Wohnhauses in Köln-Ostheim, berichtet: „Es gibt hier immer ältere Leute, die dafür Zeit haben, junge Familien zu unterstützen.“ 

Zusätzlich können die Fähigkeiten und kulturellen Interessen jedes Einzelnen alle Bewohner*innen bereichern. Dies kann zum Beispiel Ausgaben für externe Beratungen bei juristischen und wirtschaftlichen Problemen oder für handwerkliche Leistungen ersparen. Bewohner Andreas erzählt: „Mittlerweile weiß man, wer sich womit auskennt und das hilft im Alltag weiter. Man kann sich an andere Nachbarn wenden, wenn man bestimmte Fragen hat.“

Um den sozialen Austausch zu fördern, legt der Verein Lebensräume in Balance e.V. viel Wert auf gemeinsame Aktivitäten. Dazu gehören unter anderem ein monatlicher Brunch, Spielenachmittage für Senioren, Filmabende, Bücherplausch, Yoga-Kurse oder Feiern im Gemeinschaftsraum. Wilhelm, ein Vorstandsmitglied des Vereins, sagt dazu: „Es gibt einige kulturelle Aktivitäten, die eher von den Älteren genutzt werden und die Jüngeren treffen sich hier in den Gemeinschaftsräumen mit ihren Familien.“ Zudem gibt es verschiedene Arbeitsgruppen, in denen die Vereinsmitglieder Ideen von und für die Gemeinschaft umsetzen. All dies trägt dazu bei, das Gemeinschaftsgefühl im Mehrgenerationen-Wohnhaus aufrechtzuerhalten und die Vorteile dieser Wohnform voll auszunutzen.

Lea Creutzfeldt

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